Donnerstag, 25. Jänner 2007

Scarlattis spieltechnische Neuerungen

24 01 2007

K 52 (L 267) in d-moll, Andante moderato, höre ich zuerst von Ross, dann von Horowitz gespielt. Klar wer "gewinnt" – Horowitz, aber nur knapp. Es ist ein "sumptuous work written in several voices and the harmonic progressions it contains must certainly have interested Brahms when he owned the collection which is now housed in Vienna.” (Begleitbuch zu Scarlatti The Sonatas Scott Ross, Erato Disques 1988,S.80). Die 7 bändige Brahms-Sammlung von Scarlatti Sonaten ist nun in Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde und befindet sich in deren Bibliothek unter der Signatur VII 28011. Das Manuskript enthält 308 größtenteils von Santini kopierte Sonaten und ist eine der wichtigsten handschriftlichen Quellen.

Kirkpatrick bringt die Sonate mit Brahms in Verbindung, er findet "T.48-52 in Sonate 52 gemahnt fast an Brahms." (Kirkpatrick 1972, S.191) – für mich nicht ganz nachvollziehbar, sie ist im Codex Venedig 1742 enthalten, aber nicht in der Wiener (Brahms´schen) Sammlung.


25 01 2007

K 53 (L 261) in D-Dur, Presto. Beim Anhören kommt mir das Bild fließenden Wassers in den Sinn, wie es gluckst, gurgelt, dahin strömt, über den Rand schwappt. Diese Sonate wäre ideal eine derartige Filmszene damit zu unterlegen.
Zu Scarlattis Erneuerung der Spieltechnik

"Zeitgenossen haben sein eigenes Spiel beschrieben als ein Erlebnis einer bis dahin unbekannten Klangfülle. Zum Teil kann dies den technischen Erfindungen Scarlattis zugeschrieben werden. Immerhin wurde ein größerer Teil des Umfanges des Instrumentes gleichzeitig gebraucht als jemals zuvor. Das geschah durch ständiges Überkreuzen der Hände, durch Arpeggios, die manchmal den gesamten Umfang des Cembalos in rasantem Tempo durchlaufen haben und durch den Gebrauch der schon genannten dissonanten Vorhaltakkorde, die interessanterweise nicht aufgelöst wurden. Das Letztere deutet auch wieder auf ein mehr modal gerichtetes Harmonieverständnis hin. Daneben war seine Spielart sicher nicht staccato, weil so die Klangfülle doch wiederum verpufft wäre, sondern legato und sogar molto legato. Des Weiteren muss hier auf die Spielweise der Vorschläge hingewiesen werden, die so genannten "acciaturas". Diese wurden durch Scarlatti gleichzeitig mit dem Hauptton angeschlagen, also in jedem Falle als Dissonanz. Aus allen diesen Elementen und nur so ist die neue Klangfülle zu erklären, die seine Zeitgenossen, unter anderem seinen Freund fürs Leben, Händel, so fasziniert hat. Bedenkt man dabei, dass der größere Teil von Scarlattis Musik zweistimmig gehalten ist, so ist diese Folgerung ohne Zweifel berechtigt.

Schon in den frühen Sonaten sind diese neuen Spieltechniken ausgereift. Es steht außer Frage, dass Scarlatti auf diesem Gebiet geradezu Revolutionäres geleistet hat. ...
Zu nennen sind in diesem Zusammenhang:
- Die Tonwiederholungen in hohem Tempo, oft zwischen beiden Händen verteilt.
- Übergreifen der Hände, sowohl rechts wie links.
- Arpeggios über mehrere Oktaven hinweg.
- Blockartige Akkorde, die in den meisten Fällen sehr dissonant angelegt sind und interessanterweise oft nicht in einen konsonanten Klang aufgelöst werden.
- Blockartige Akkorde mit einem Umfang von mehr als einer Oktave.
- Passagen in Terzen und Sexten, die letzteren immer in einer Hand.
- Ineinander verzahnte Hände.
- Gebrochene Akkorde und Tonleitern, beide über mehrere Oktaven hinweg.
- Tonleitern in höchstem Tempo
- Chromatische Passagen.
- Oktavpassagen
- Grosse Sprünge
- Triller, zwischen den Händen abwechselnd.
- Doppeltriller.
- Glissandos
(Rövenstrunck 2004, S.10,22ff)

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