15 01 2007
Seit über 40 Tagen höre ich nun schon täglich eine Scarlatti Sonate und habe noch immer keinen Weg, kein Vokabular gefunden zu beschreiben was ich höre. Stattdessen biete ich Informationen darüber, was andere zu der jeweiligen Sonate geschrieben haben. Wie lange das wohl noch so sein wird?
Johannes Rövenstrunck (http://www.jorov.de) hat mir Mp3 Files seiner Gesamteinspielung gemailt. Ich bin begeistert von seiner Musik, man frage mich nicht, warum, oder wie ich seine Interpretation charakterisiere. Mir fiel beim Versuch dies zu tun ein: "er spielt die Sonaten auf dem Klavier, daß sie wie auf einem Cembalo gespielt klingen" und ähnlicher Quatsch.
Soviele verschiedene Interpreten habe ich ja noch nicht gehört: Andjaparidze, Belder, Hatai, Horowitz, Leach, Kirkpatrick, Pletnev, Ross, Tipo, aber er spielt die Sonaten völlig anders und "neu". Wenn ich sein Buch "Die Sonaten Domenico Scarlattis" (Utecht 2004) richtig verstanden habe aber so "authentisch" wie möglich.
Rövenstrunck unterscheidet übrigens bei der Komposition der Sonaten vier Perioden:
"Bis etwa K100 (um genau zu sein, K95) die "italienischen" Sonaten, die trotz aller Genialität und unglaublicher Details noch stark in der Tradition der italienischen Barockmusik verwurzelt sind.
Bis etwa K300 die "spanischen" Sonaten, bei vielen von diesen Sonaten sind Einflüsse der spanischen Volksmusik, insbesondere des Flamenco, evident.
Bis etwa K400 eine Periode im Komponieren Scarlattis, die vom Streben nach größtmöglicher Einfachheit geprägt ist. Auffällig ist, dass die meisten Stücke dieser Periode in Dur stehen. In den anderen Perioden halten sich Dur und Moll in etwa die Waage. In vielen Sonaten dieser Periode tritt auch die Virtuosität etwas in den Hintergrund, obwohl der Virtuose Scarlatti sich nie verleugnet.
Ab K400 der "Spätstil". Alle genannten Elemente erscheinen gleichzeitig und ineinander verflochten, also auch die Virtuosität und sind zu absoluter Musik abstrahiert. K427 und K517 z.B. sind die ersten Konzertetüden, die jemals geschrieben worden sind." (Rövenstrunck 2004,S.7)
K 44 (L 432) in F-Dur, Allegro, liegt mir in der Cembalofassung S.Ross und in der Klaviereinspielung von Eteri Andjaparidze vor. Das Begleitheft bemerkt dazu "...a virtuoso piece employing hand-crossings and batteries of thirds, sixths and fanfare-like octaves." (Naxos 8.553061, S.3) Das fällt bei ihrem Spiel gar nicht besonders auf, E. Andjaparidze spielt das Stück sehr leicht und entspannt. Ross fehlt diese Leichtigkeit, er spielt es ziemlich ernst(haft). Sein Spiel illustriert Kirkpatricks Beschreibung dieser Sonate: sie "...bietet ein äußerst lehrreiches Beispiel für die Art, wie Scarlatti die Satzverdichtung und –verdünnung und den Lagenwechsel benutzt, um das sozusagen Eindimensionale des zweistimmigen Cembalosatzes plastisch wirken zu lassen und durch Licht- und Schattenwirkungen scharfe Konturen zu erzielen." (Kirkpatrick 1972,S.226) Lassen sie sich nicht davon abschrecken...
Dienstag, 16. Jänner 2007
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