Montag, 18. Juni 2007

K 195-197, 555 Bonbons

18 06 2007

K 197 (L 147) in h-moll, Andante. Horowitz spielt diese wunderschöne Sonate sehr meditativ und beseelt, Yevgeny Sudbin schlichtweg ergreifend.


17 06 2007

K 196 (L 38) in g-moll, Allegro. Eines der 555 Bonbons aus der Scarlatti´schen Manufaktur.


16 06 2007

K 195 (S 18) in F-Dur, Vivo. Eine „typische“ Scarlatti Sonate, die einiges an pianistischem Können abverlangt.

In der online-Ausgabe des Berliner Tagesspiegel fand ich einen Vorabbericht zu der Domenico Scarlatti gewidmeten Konzertreihe im Konzerthaus Berlin:

Pauken & Trompeten
555 Pralinen

Pech für Domenico Scarlatti, dass er im gleichen Jahr wie Bach und Händel geboren wurde: Immer wenn ein runder Scarlatti-Geburtstag gefeiert werden könnte, interessiert sich alle Welt nur für die Konkurrenz. Bleibt der Todestag, und tatsächlich besteht einiger Bedarf, das Image des vor 250 Jahren verstorbenen Komponisten zu korrigieren. Immer noch ist der Neapolitaner fast ausschließlich wegen seiner 555 Cembalosonaten berühmt, die er als hochrangiger Gastarbeiter an den portugiesischen und spanischen Königshöfen verfasste. Dass Scarlatti daneben ein umfangreiches Oeuvre schuf, wird trotz einiger ausgezeichneter CD-Einspielungen bislang kaum zur Kenntnis genommen. Dabei muss man bloß die Kammerkantaten hören, die der Countertenor Max Emanuel Cencic 2006 aufgenommen hat: An expressiver Kühnheit und Ideenreichtum sind die Stücke wohl der Gipfel dieser im Barock so beliebten Gattung – selbst Händel kommt da nicht mit.

Eigentlich hätten sie auch gut in die kleine Reihe gepasst, mit der das Konzerthaus von Freitag bis Sonntag das Scarlatti-Jubiläum begeht. Denn ein Abend nur mit Cembalosonaten ist genauso gefährlich wie eine Schachtel Pralinen: Jede einzelne mag noch so gut sein, spätestens nach einem Dutzend hat man aber genug. Das Konzerthaus hat eine andere – kostengünstigere – Lösung gefunden: Zwei der drei Abende setzen auf die Konfrontation von Scarlattis kleinformatigen Preziosen mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts: Der Akkordeonspieler Teodoro Anzellotti stellt sie am Samstag modernen Stücken von Komponisten wie Luciano Berio und dem Franzosen Brice Pauset gegenüber. Und für den Ex-Tastenwunderknaben Gianluca Cascioli ist Scarlatti der Ausgangspunkt für eine Tour d’Horizon durch die italienische Klaviermusik, die über Busoni und Dallapiccola zu einem Opus von Cascioli persönlich führt.

Bleibt der Freitag mit Andreas Staier: Dem Wagnis, einen ganzen Abend nur mit Scarlatti-Sonaten zu bestreiten, ist kaum ein Cembalist so gewachsen wie er – erst im Mai zeigte der 52-Jährige beim Mozart-Programm des Freiburger Barockorchesters, dass ihm in puncto Spielwitz und Stilsicherheit keiner etwas vormacht.

Jörg Königsdorf
16.06.2007 15:34 Uhr
http://www.tagesspiegel.de/kultur/;art772,2323169

Die Konzerte finden am 22., 23. und 24.6. jeweils um 20.00 Uhr im Konzerthaus Berlin - Musikclub
Gendarmenmarkt 2
10117 Berlin
Tel.: 030/ 2030921-0
statt.

Eine Vorankündigung findet sich auch in der Berliner Zeitung online:

DREIMAL SCARLATTI

Mit Nachruhm wurde Domenico Scarlatti nicht verwöhnt. Zwar hat ihn Horowitz schon 1962 wiederentdeckt, doch noch immer gelten seine meist einsätzigen Sonaten vielen Pianisten als Petitessen - allenfalls geeignet als brillante Zugabe. Andere spielen Scarlatti gleich gar nicht. Denn seine Musik ist eng an den Klang des Cembalos gebunden, dessen größter Virtuose und originellster Komponist er war. Und als sich das gezupfte Saiteninstrument mit dem noblen, dezenten Klang der Kraft des (Hammer-)Klaviers beugen musste, verschwand auch Scarlatti aus dem Konzertleben.

Exakt 555 seiner Sonaten haben sich erhalten, merkwürdigerweise keine von ihnen in Scarlattis originaler Handschrift. Überhaupt weiß man außer dürren biografischen Daten nicht viel über den Neapolitaner. Hatte er in jungen Jahren mit Erfolg einige Opern herausgebracht, so machte die Veröffentlichung eines Bandes mit "Essercizi per Gravicembalo" den 53-Jährigen auf einen Schlag in ganz Europa berühmt. Seine Schülerin, die Infantin und spätere Königin Maria Barbara, für die er vermutlich die "Übungen" schrieb, ließ Scarlattis Werke in 15 prächtigen Bänden kopieren, die heute in Venedig aufbewahrt werden. Diese virtuosen Stücke erschließen, wenn man genauer hinhört, eine enorm vielfältige Klangwelt. Man darf die "Essercizi" nur nicht als solche spielen - als trockene, technische "Übungsstücke". Lässt man sich aber ein auf Scarlatti, so entdeckt man einen Aphoristiker von hohen Graden, einen Meister des Esprits und der Ironie, der genüsslich mit Konventionen, Formen und Hörerwartungen spielt und dem man einige Exzentrik unterstellen darf. An drei Abenden Ende Juni werden sich drei Musiker Scarlatti auf unterschiedlichen Instrumenten nähern: Andreas Staier (22. Juni), den ein Kritiker den "Horowitz des Cembalos" nannte, auf dem Originalinstrument, Teodoro Anzellotti (23. Juni) auf einem Instrument, für das Scarlattis Sonaten wie geschrieben scheinen: dem Akkordeon, und schließlich Gianluca Cascioli (24. Juni) auf einem modernen Flügel.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0525/spielplan/0024/index.html

Zuvor am Freitag 22.6.07 spielt Gianluca Cascioli um 20.00 Uhr in der Laeiszhalle, Hamburg im Kleiner Saal folgendes Programm:

J.S. Bach/Ferruccio Busoni: Toccata und Fuge d-Moll
Domenico Scarlatti: Sonate D-Dur K 478 L 12
Luigi Dallapiccola: Sonatina Canonica su temi di Paganini
Domenico Scarlatti: Sonate D-Dur K 119 L 41
Gianluca Cascioli: Sonatina Nr. 1
Domenico Scarlatti: Sonate C-Dur K 513 L 12 »Pastorale«
Goffredo Petrassi: Invenzioni Nr. 1
Domenico Scarlatti: Sonate C-Dur K 422 L 451
Goffredo Petrassi: Invenzioni Nr. 5
Domenico Scarlatti: Sonate h-Moll K 409 L 150
Goffredo Petrassi: Invenzioni Nr. 3
Domenico Scarlatti: Sonate A-Dur K 208 L 238
Ferruccio Busoni: Indianisches Tagebuch
Domenico Scarlatti: Sonate D-Dur K 490 L 206
Ferruccio Busoni: Sonatina Nr. 6 »Super Carmen«

Laeiszhalle – Musikhalle Hamburg
Johannes-Brahms-Platz, 20355 Hamburg
Tel: 040 - 357 666 - 0, Fax: 040 - 348 01 68

Plattentipp: Gianluca Cascioli - Werke von Bach, Scarlatti, Beethoven, Liszt, Busoni, Falla und Prokofieff (©1997 Deutsche Grammophon / Universal)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website scarlattidaily.blogspot.com Links tauschen